Nach einem vorangegangenen Brief sowie einigen Telefonaten mit Kristin Uecker durften wir im Juni 2021 zum „Welpen-Kennenlernen“ ins 500 km entfernte Silz fahren. Als wir ankamen, wurden wir sehr herzlich von Familie Uecker begrüßt. Fröhlich tollten die zwei Hundemuttis und ihre süßen Welpen durch den Garten. Die kleinen Plüschpopos wuselten um uns herum, einige knabberten verspielt an unseren Schnürsenkeln, andere spielten ausgelassen mit ihren Geschwistern oder spazierten durchs Hundeparadies.
Wir mussten diesen schönen Moment erst mal „sacken lassen“, sie waren alle zum „Klauen“. Wie sollten wir uns denn bei so einer niedlichen Rasselbande entscheiden? Wir waren hin- und hergerissen.
Nach einiger Zeit sah Clara einen kleinen Rüden ganz unscheinbar unter der Gartenbank liegen, er döste verschlafen. Clara wollte ihn kennenlernen, Kristin gab ihr den Rüden auf den Arm. Er schaute Clara verschlafen an und kuschelte sich sofort in ihren Arm. Während mein Mann, unsere große Tochter und ich noch mit den anderen Welpen beschäftigt waren, war die Entscheidung bei Clara schon gefallen. ER sollte es werden und ER wurde es! Nachdem wir alle Formalitäten geklärt hatten und zurück zum Auto gingen, kam die kleine Fellnase, deren Namen wir an diesem Tag noch nicht festlegen konnten, noch mal um die Ecke. Wir hatten das Gefühl, er wollte sich noch einmal bei Clara verabschieden. Das war ein sehr magischer Moment, der sich bis zum heutigen Tage immer wieder zeigt.
Nach vier Wochen war es endlich so weit, wir durften unseren Bruno abholen.
Seitdem wuselt ein kleiner Doodle durch unser Leben. Claras Rollstuhl war von Anfang an kein Problem, im Gegenteil, Bruno hat sich immer auf das Fußbrett des Rollstuhls gesetzt und sich von Clara durch die Gegend fahren lassen. Wenn er mal Schutz suchte oder einfach nur seine Ruhe wollte, war Clara immer die erste Adresse. Dort fühlte er sich sicher, egal ob auf, neben oder unter dem Rolli. Heute ist er etwas zu groß für unter den Rolli. Jetzt springt Bruno einfach auf ihren Schoß und „thront“ ganz nah bei ihr.
Wenn Clara morgens mit dem Bulli abgeholt wird, der sie zur Schule bringt, wartet er immer, bis er den Bulli nicht mehr sehen kann, erst dann kommt er wieder ins Haus. Kommt sie aus der Schule und dreht den Schlüssel in der Tür um, gibt es kein Halten mehr. Auch wenn Bruno scheinbar am Schlafen ist, ist er auf einmal hellwach und sie wird stürmisch begrüßt.
Dann wird erst mal ausgiebig gespielt und gekuschelt. Er gibt ihr ihre Freude und ihr Lachen zurück.
Unser erster gemeinsamer Urlaub im Herbst an der See war ein voller Erfolg. Er konnte ausgiebig am Strand laufen, buddeln und mit anderen Hunden spielen. Auch hier läuft er nie mehr als 10 Meter vor und schaut sich immer um, wo „sein Rudel“ ist. Auf Clara hat er immer ein besonderes Auge. Anderen Hunden, die am Strand spazieren gingen begegnete Bruno immer sehr aufgeschlossen, freute sich über jeden Spielpartner vom Sheltie bis zum Neufundländer. Samstags sind wir gemeinsam auf dem Hundeplatz, um uns gegenseitig etwas beizubringen! Ein Hund, der am Rollstuhl mitläuft, muss sehr aufmerksam sein, um nicht „unter die Räder“ zu kommen. Das gelingt mal mehr und mal weniger, aber immer mit großer Freude und viel Spaß. Die Zukunft wird zeigen, ob Bruno eventuell noch weitere Aufgaben übernehmen kann, um Clara im Alltag zu unterstützen.
Wir haben einen liebenswerten, toll sozialisierten Spaßvogel als Familienzuwachs bekommen und möchten ihn keinen Tag mehr missen. Zu jedem (anderen) Familienmitglied hat Bruno auch seine eigene, ganz individuelle Beziehung. Auf der Fußmatte wartet er schlafend, bis der Letzte nach Hause kommt. Von unserer großen Tochter bekommt er nach einer Partynacht immer noch einen Mitternachtssnack und eine Kuscheleinheit,
mein Mann ist für ihn Tobe- und Spielpartner, für meinen Papa, der erst vor kurzer Zeit Witwer geworden ist, ist er Sofa- Seelenhund und mich bringt er morgens bei jedem Wetter in den Wald an die frische Luft, wo wir viel Zeit zusammen verbringen.
Auch jetzt in der „Hunde-Pubertät“ bringt er uns immer wieder zum Lachen (jaaaa, … da müssten wir oft noch konsequenter sein …), wenn er Dinge macht, von denen er genau weiß, dass er das nicht soll, wie z.B. das Käsebrot vom Tisch „klauen“, den Rindenmulch mal wieder „fliegen lassen“, unsere Besucher etwas zu stürmisch begrüßen … bemerkt er, dass er das eigentlich nicht soll, kommt er ganz verlegen angeschlichen und schaut einen mit seinen braunen Knopfaugen ganz schelmisch an – man kann diesen Augen einfach nicht böse sein. Nicht annähernd hätten wir es uns vorstellen können, wie bereichernd dieser jetzt schon etwas größere „Lockenkopf“ für unsere Familie werden würde.
Oder wie aus dem Text von Claras Lieblingslied:
Ich will sagen, so soll es sein, so soll kann es bleiben. So hab ich es mir gewünscht.
Adel Tawil
Alles passt perfekt zusammen, weil endlich alles stimmt und mein Herz gefangen nimmt….